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Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky (1911-1990) hat Spuren in der Geschichte hinterlassen. Er war ein Brückenbauer und glaubte fest an Diplomatie. Kreisky war ein entschlossener Verteidiger der österreichischen Neutralität, die heute von vielen Beobachtern als bedroht angesehen wird. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Etablierung Wiens als dritten Hauptsitz der Vereinten Nationen im Jahr 1979. Obwohl Kreisky jüdisch war, unterstützte er den Zionismus nicht. Er trug zur Einleitung eines Dialogs für Frieden im Nahen Osten bei und traf sich 1979 mit Yasser Arafat, dem Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) – ein Schritt, der von Israel und den USA stark kritisiert wurde.

Bruno Kreisky (1911-1990) war eine bedeutende Figur in der österreichischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg und diente von 1970 bis 1983 als Bundeskanzler. Während seiner Amtszeit leistete er mehrere bemerkenswerte Beiträge, die bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf Österreich haben. Kreiskys Regierung führte eine Reihe von Sozialreformen ein, die darauf abzielten, das Leben der gewöhnlichen Österreicher zu verbessern. Dazu gehörten Verbesserungen im Gesundheitswesen, im Bildungswesen und in den Sozialprogrammen. Seine Verwaltung erweiterte die Sozialversicherungsleistungen, erhöhte den Zugang zur Gesundheitsversorgung und arbeitete daran, die Armutsraten zu senken. Kreisky hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Außenpolitik, die Frauenrechte, die Kulturpolitik, den Wohnungsbau und die Infrastruktur, die grüne Politik und die europäische Integration.

Wenn man durch Wien spaziert, fällt es schwer, die schönen Gebäude, Denkmäler, Statuen und sogar das Verkehrssystem nicht zu bemerken. Seine Regierung stellte Mittel für kulturelle Institutionen, Festivals und Künstler bereit und trug dazu bei, das reiche kulturelle Erbe Österreichs zu bewahren, das von Einheimischen und Touristen gleichermaßen bewundert wird.

Die Verwaltung von Kreisky investierte stark in Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte. Dies umfasste den Bau von erschwinglichen Wohnungen, um Wohnungsengpässe zu beseitigen und die Lebensbedingungen vieler Österreicher zu verbessern. Die Regierung unternahm auch Infrastrukturentwicklungen, wie die Verbesserung von Verkehrsnetzen und die Modernisierung öffentlicher Einrichtungen.

Politisch konzentrierte sich Kreisky auf zwei Hauptbereiche: die Außenpolitik Österreichs und die europäische Integration. Die Außenpolitik Österreichs unter Kreisky betonte die Neutralität und die Rolle als Brücke zwischen Ost und West während des Kalten Krieges. Er bemühte sich, die Beziehungen zur Sowjetunion und den osteuropäischen Ländern zu verbessern, während er gleichzeitig starke Bindungen zum Westen aufrechterhielt. Kreisky war ein starker Befürworter der europäischen Integration. Während seiner Amtszeit machte Österreich Fortschritte in Richtung einer engeren Zusammenarbeit mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), dem Vorläufer der Europäischen Union. Dies schuf eine starke Grundlage und ebnete den Weg für den eventualen Beitritt Österreichs zur EU im Jahr 1995.

Kreisky trug besonders zur Einleitung des Dialogs mit dem Nahen Osten bei, insbesondere im Bereich der Diplomatie und Friedensbemühungen in den 1970er und 1980er Jahren. 1973 forderte Bundeskanzler Kreisky auf einer Konferenz in London Europa auf, eine aktive Rolle im Nahen Osten zu spielen, und erklärte seine Unterstützung für die Schaffung eines Staates für die Palästinenser. Eines der bedeutendsten Ereignisse war Kreiskys Treffen mit Yasser Arafat, dem Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), im Jahr 1979. Dieses Treffen wurde von einigen westlichen Ländern, insbesondere den Vereinigten Staaten und Israel, stark kritisiert, da sie die PLO zu dieser Zeit als Terrororganisation betrachteten.

Nach diesem Treffen mit Arafat organisierte Kreisky 1981 die Wiener Internationale Konferenz zum Nahen Osten, die Vertreter aus Israel, arabischen Ländern und den Palästinensern zusammenbringen sollte, um über Frieden und regionale Stabilität zu diskutieren. Obwohl diese Konferenz zu keinen unmittelbaren Durchbrüchen führte, signalisierte sie Österreichs Engagement für Friedensbemühungen in der Region.

Kreiskys Regierung war eine der ersten in Westeuropa, die die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) 1980 als legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannte. Dieser Schritt wurde als progressiv angesehen und half, die palästinensische Sache auf der internationalen Bühne zu legitimieren. Darüber hinaus trug er erheblich dazu bei, Österreichs Ansehen auf der Weltbühne zu stärken. Nach Kreiskys Beispiel unterstützte Österreich 2011 den Antrag Palästinas auf Aufnahme in die UNESCO und dessen Bestreben, einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen zu erlangen.

Bei all dem, was Kreisky für Österreich tat, sticht ein Aspekt besonders hervor – seine komplexe Beziehung zum Zionismus und dem Staat Israel. Obwohl Kreisky jüdisch war, war er dafür bekannt, die traditionellen Vorstellungen von jüdischer Identität und das Konzept des Zionismus als Lösung für die Probleme der Juden zu hinterfragen. Kreiskys Sicht auf die jüdische Identität beruhte auf seinem Glauben, dass Juden in erster Linie eine religiöse Gruppe und nicht eine ethnische oder rassische seien. Diese Ansicht beeinflusste seine Herangehensweise an das Verständnis der jüdischen Diaspora und die Gründung des Staates Israel.

Ein weiterer Aspekt dieser komplexen Beziehung war seine offene Kritik am Zionismus. Er war besonders kritisch gegenüber dessen politischen und nationalistischen Ausprägungen. Während er die historische und kulturelle Bedeutung der zionistischen Bewegung anerkannte, glaubte er auch, dass die Lösung der Probleme der Juden nicht allein auf der Gründung eines jüdischen Staates beruhen sollte.

In Kreiskys Fußstapfen tretend, kritisieren heute viele Juden, sowohl in Israel als auch weltweit, die Politik des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu, insbesondere im Hinblick auf Gaza. Netanyahus Politik gegenüber Gaza, einschließlich militärischer Aktionen, Blockaden und der wahllosen Tötung von Zivilisten, hat heftige internationale und inländische Kritik hervorgerufen. Israel wird offiziell vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen Völkermordes in Gaza angeklagt.

In den späteren Jahren, nachdem Israel selbst die PLO in den Osloer Abkommen von 1993 anerkannt hatte, wurde Kreisky als ein Führer anerkannt, der seiner Zeit voraus war und politische Entwicklungen voraussagen konnte. Bruno Kreiskys Ansatz, Beziehungen zur PLO aufzubauen und positive Verbindungen zu verschiedenen arabischen Führern zu pflegen, war von Pragmatismus, Diplomatie und einem Engagement für Konfliktlösung geprägt. Kreisky erkannte die Notwendigkeit, dass Österreich eine konstruktive Rolle in den internationalen Angelegenheiten spielt, und suchte während seiner Amtszeit als Bundeskanzler den diplomatischen Austausch mit dem Nahen Osten.

Kreiskys Engagement für den Dialog beschränkte sich nicht nur auf die PLO, sondern er suchte aktiv den Austausch mit verschiedenen arabischen Führern. Sein Schwerpunkt auf Diplomatie und Verständnis half Österreich, konstruktive Beziehungen zu arabischen Ländern aufzubauen und ein Umfeld zu schaffen, das den Dialog und die Zusammenarbeit förderte. Kreiskys Ansatz basierte auf dem Glauben, dass offene Kommunikation und Verhandlungen entscheidend sind, um die komplexen geopolitischen Herausforderungen im Nahen Osten anzugehen.

Obwohl Kreisky von Zionisten in Israel stark kritisiert wurde, da sein Vermächtnis vollständig von der traditionellen zionistischen Erzählung abweicht, steht der derzeitige israelische Premierminister Benjamin Netanyahu wegen seines wahrgenommenen destruktiven Einflusses auf Israel unter Kritik. Besonders seine Handhabung des israelisch-palästinensischen Konflikts, Korruptionsvorwürfe und die Polarisierung innerhalb des israelischen Staates sind umstritten.

Kreiskys Vermächtnis in Österreich ist geprägt von seinen progressiven Politiken, seinem Engagement für soziale Gerechtigkeit und seinen diplomatischen Erfolgen. Er bleibt eine verehrte Figur in der österreichischen Politik, die für ihre Bemühungen, das Land zu modernisieren und das Leben seiner Bürger zu verbessern, in Erinnerung bleibt. Seine Vision und seine Beiträge prägen bis heute die politische Landschaft und das soziale Gefüge Österreichs.

Bild: Sitzung des Palästinensischen Nationalrats (PNC) in Algier, Algerien, April 1987. Der palästinensische Präsident Yasser Arafat unterhält sich mit dem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky während der PNC-Sitzung im Club des Pins außerhalb von Algier. © IMAGO / Newscom World
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