Das Wien Museum ist ein Muss, wenn man in Österreichs Hauptstadt Wien ist. Das frisch renovierte und erweiterte Museum bietet Besuchern einen Einblick in die historischen Auswirkungen der ehemaligen Kaiserstadt, die im Zentrum des großen Habsburgreiches stand. Von Metternichs Aktentasche über überlebensgroße Modelle des Stephansdoms bis hin zu Gemälden von Gustav Klimt – das Wien Museum unterstreicht, warum Wien immer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird.
Diana Mautner Markhof
10. Juli 2024
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Das Wien Museum, das sich im Zentrum von Wiens erstem Bezirk am historischen Karlsplatz befindet, wurde kürzlich nach einem mehrjährigen Renovierungs- und Erweiterungsprojekt wiedereröffnet. Dieses bemerkenswerte Museum sollte auf der To-do-Liste eines jeden stehen, der Wien besucht oder dort lebt. Ein Spaziergang durch die drei Stockwerke des Museums bietet dem Besucher besondere Einblicke in die Jahrtausende alte Geschichte der Stadt Wien – von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart. Der Eintritt in das Museum ist frei. Es ist das erste Museum Österreichs, das diesen Weg beschreitet.
Ein einladender Glaspavillon am Eingang, ein modernes Café im Innenhof, ein Veranstaltungszentrum und pädagogische Ateliers sind Teil dieses neuen, verbesserten und erweiterten Museums. Die ebenfalls neu gestaltete Dauerausstellung „Wien. Meine Geschichte“, erstreckt sich über drei Stockwerke und 3300 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die erweiterte und modernisierte Ausstellungsfläche ermöglicht es, viele bisher verborgene kulturelle Schätze zu zeigen. Neben der Erweiterung des ursprünglichen Gebäudes wurde ein Obergeschoss aufgesetzt und ein Betonkubus errichtet, der über dem ursprünglichen Gebäude schwebt. Insgesamt wurde die Nutzfläche verdoppelt und Platz für 1700 Objekte geschaffen.
Das Gebäude wurde ursprünglich von dem Architekten Oswald Haerdtl entworfen, einem ehemaligen Mitarbeiter des berühmten Architekten und Designers Josef Hoffmann. Haerdtls Entwurf gewann den Wettbewerb für das ursprüngliche Wien Museum, das am 23. April 1959 als erster Museumsneubau der Zweiten Republik eröffnet wurde.
Die bekanntesten Exponate des Museums stammen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, darunter Gemälde und Kunstgegenstände von Gustav Klimt, Egon Schiele, Richard Gerstl und Otto Wagner. Die Schönheit von Klimts weltberühmtem Porträt seiner Lebensgefährtin Emilie Flöge ist atemberaubend. Aber auch die weniger bekannten Werke hinterlassen einen bleibenden Eindruck, wie etwa zwei handgefertigte Modelle der historischen Stadt Wien und ein riesiges Modell des Wiener Stephansdoms.
Weitere Höhepunkte des Museums sind die originalen, überlebensgroßen Fürstenfiguren von Rudolf IV. dem Stifter, seiner Gemahlin Katharina von Böhmen, seinen Schwiegereltern und Eltern, Kaiser Karl IV. Diese Statuen standen zuvor im Stephansdom und waren ein Zeichen für die Macht und das Prestige der Habsburger. Sie sind nicht nur wegen ihrer Ausführung einzigartig, sondern auch, weil sie zu Lebzeiten dieser historischen Persönlichkeiten geschaffen und verwendet wurden.
Der ehemalige Lichthof des Museums wurde in eine geräumige, 25 Meter hohe zentrale Halle umgewandelt, in der das Maskottchen des Museums, „Poldi“, eine zehn Meter lange und 1,7 Tonnen schwere Wal-Skulptur aus dem legendären Prater-Restaurant Zum Walfisch, zusammen mit einer stattlichen Bürgermeisterkutsche, die von den ersten Bürgermeistern Wiens benutzt wurde, von der Decke hängt.
Im Atrium sind auch die Original-Skulpturen des Donnerbrunnens zu sehen. Der Donnerbrunnen ist das Herzstück des Neuen Marktes in Wien. Er wurde 1739 fertiggestellt und nach seinem Schöpfer, dem berühmten österreichischen Bildhauer Georg Raphael Donner, benannt. Die Figuren des Brunnens sind Bronzekopien der Originale von 1873 und zeigen mehrere allegorische Statuen der vier Flüsse, die in die Donau münden: die Enns, die March, die Traun und die Ybbs. Sie gehören zu den ersten Beispielen säkularer Kunst im öffentlichen Raum. Die zentrale Figur der Providentia, lateinisch für Fürsorge, verweist auf die Stadt Wien und ihre Fürsorge für das Gemeinwohl, einschließlich der berühmten Wasserversorgung Wiens.
Original sculptures of the Donnerbrunnen fountain
Briefcase of Metternich
Auch die Stadtplanung und -gestaltung macht Wien so einzigartig. Kaiser Franz Joseph ließ die erste Wasserversorgungsleitung nach Wien bauen, die unter anderem zur Einführung öffentlicher Toiletten führte, die ebenfalls im Wien Museum zu sehen sind. Die Erste Hochquellenleitung ist ein Teil des Wiener Wasserversorgungssystems. Sie wurde im Jahr 1873 eröffnet. Die 95 Kilometer lange Leitung kostete 16 Millionen Gulden (ca. 180 Millionen Euro) und versorgte die Wienerinnen und Wiener erstmals mit sauberem Trinkwasser. Sie wurde zum Symbol für die Befreiung von Wasserknappheit und Seuchengefahr. Vor allem die Krankheiten Cholera und Typhus konnten durch die stadtweite Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Quellwasser stark reduziert werden. Die Erste Hochquellenleitung ist eine reine Freispiegelleitung, das heißt, das Wasser wird nur durch die Schwerkraft transportiert.
Durch die Einführung weiterer Wasserfassungen beträgt die Gesamtlänge der Ersten Hochquellenleitung nun 150 Kilometer. Sie transportiert täglich 220 Millionen Liter aus den Regionen Rax, Schneeberg und Schneealpen nach Wien.
Das Museum zeigt auch den Original-Salon von Franz Grillparzer und das innovative Wohnzimmer von Adolf Loos. Ein weiteres Ausstellungsstück ist die weltweit älteste und vollständige Pferderüstung der Habsburger. Sie ist das älteste noch erhaltene Objekt ihrer Art. Ursprünglich diente diese Rüstung nicht dem Schutz des Pferdes im Kampf, sondern der Demonstration politischer Macht und technischer Überlegenheit. Die Rüstung wurde aus Mailand, Italien, dem damaligen Zentrum der Rüstungsproduktion, importiert.
Ein kurioses Ausstellungsstück ist die Aktentasche des Fürsten Metternich – in leuchtendem Rot. Metternich ist berühmt als Initiator und Organisator des Wiener Kongresses, der unter anderem zum Gleichgewicht der Kräfte und zum Ausbleiben großer Kriege im postnapoleonischen Europa führte.
Ein Rundgang durch das Museum ist ein Spaziergang durch die Geschichte Wiens, der die Bedeutung der Stadt als Zentrum des technischen Fortschritts, der Kunst, des Designs, der Musik, der Mode und des Schmucks hervorhebt. Wien war viele Jahrhunderte lang das Zentrum der Weltpolitik, erlebte Revolutionen, den Aufstieg des Industriezeitalters und der modernen politischen Parteien und überlebte zwei Weltkriege.
Das Wien Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert und unterstreicht, warum Wien immer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird.