Das kleine, trockene Land Dschibuti ist Schauplatz eines erbitterten Wettbewerbs der Global Player. In einer Region, die für den Welthandel und die Zukunft der Macht auf dem afrikanischen Kontinent von entscheidender Bedeutung ist, hat sich China zur wichtigsten ausländischen Macht in Dschibuti entwickelt. Es stellt sich die Frage, warum die USA und ihre westlichen Verbündeten sich nicht stärker wirtschaftlich in Dschibuti engagieren – einer der strategisch wichtigsten Regionen der Welt.
Eimhin McGann
13. Jänner 2025
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Dschibuti ist nur 23.000 Quadratkilometer groß, etwa halb so groß wie Dänemark. Neunzig Prozent des Landes sind trocken und unbewohnbar. Dschibuti hat nur 1 Million Einwohner, aber seine strategische Lage hat die Aufmerksamkeit aller Weltmächte auf sich gezogen.
Da Dschibuti zum größten Teil aus Wüste besteht, ist es von Äthiopien abhängig, um Nahrungsmittel zu importieren, und das Binnenland Äthiopien ist stark von Dschibuti abhängig, um Zugang zu seinen Häfen zu erhalten. Zudem hat die Afrikanische Union ihren Sitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, so dass Dschibuti durch das Abkommen über den Addis-Dschibuti-Korridor ein strategisch sehr wichtiger Staat in der Region und für Afrika insgesamt ist.
Hinzu kommt, dass 12 % des gesamten Welthandels und 22 % der Importe der Europäischen Union durch den Suezkanal in Ägypten und dann durch den Golf von Aden, die engste Stelle des Roten Meeres vor den Küsten Dschibutis und Jemens, fließen. Jedes der beiden Länder könnte den Transitverkehr leicht blockieren.
Dies hat zu enormen Investitionen vieler Länder und Unternehmen geführt, darunter der hochmoderne Horizon Oil Terminal im Hafen von Dschibuti, der in öffentlich-privater Partnerschaft zwischen Dschibuti und ENOC, einer Reederei mit Sitz in Dubai, errichtet wurde.
Auch ausländische Staaten haben in Dschibuti Stützpunkte errichtet, um den Welthandel vor Piraterie zu schützen. Trotz einer Phase relativer Sicherheit hat die Piraterie in jüngster Zeit wieder zugenommen. Seit Oktober 2023 greifen die Huthi (mit dem Iran verbündete islamistische Rebellen im Jemen) als Vergeltung für die Militäraktion im Gazastreifen Schiffe im Roten Meer an. Die Auswirkungen der Huthi-Angriffe auf den Handel belaufen sich auf über 200 Mrd. USD in Form von Warenverlusten, höheren Versicherungskosten und längeren Transportzeiten und unterstreichen die Notwendigkeit kontinuierlicher Marinepatrouillen im Golf von Aden und im Roten Meer bis zum Suezkanal.
Aufgrund dieser für die afrikanische Politik und den Welthandel kritischen Lage ist Dschibuti der einzige Staat der Welt, der gleichzeitig chinesische und amerikanische Militärbasen sowie spanische, französische, italienische, deutsche und saudi-arabische Truppenteile beherbergt. Außerdem befindet sich hier der einzige japanische Militärstützpunkt außerhalb Japans. Als einziger ständiger US-Militärstützpunkt in Afrika dient Dschibuti auch als Drehscheibe für US-Militäraktionen in der gesamten Region, einschließlich des Persischen Golfs.
Durch seine geringe Größe und das raue Klima ist Dschibuti stark von seinem Hafen abhängig, um seine Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Seit 2017 hat sich China dies zu Nutze gemacht, und nach einer Flut chinesischer Investitionen und Infrastrukturverträge sind die Auslandsschulden Dschibutis nun hauptsächlich bei China, was das Kräfteverhältnis zwischen Dschibuti und den globalen Mächten, die dort um Einfluss ringen, stark verzerrt.
Chinas Vorgehen in Dschibuti ist ein typisches Merkmal der „Belt and Road Initiative“, einer umfassenden und vielfältigen Serie von diplomatischen und Handelsabkommen zwischen China und kleineren Entwicklungsländern in Asien und Afrika. Im Gegenzug für die Bereitstellung von Infrastruktur und Investitionen in diesen Ländern, durch die China letztlich in deren Wirtschaftsgefüge integriert wird, erhält China eine Reihe von Zugeständnissen, die von der Freizügigkeit für chinesisches Personal bis hin zu exklusiven Handelsrechten, Schürfrechten und Investitionsverbindungen für chinesische Unternehmen reichen.
Zu diesem Zweck hat China eine Eisenbahnlinie für den Korridor Addis-Dschibuti gebaut. Damit erhält China Zugang zur Hauptstadt der Afrikanischen Union und zu den Ressourcen des benachbarten Südsudan. Außerdem hat China die größte Freihandelszone Afrikas zwischen Dschibuti und Äthiopien geschaffen und damit eine Abhängigkeit von chinesischem Kapital und chinesischen Unternehmen im Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht Afrikas geschaffen. Dies hat Chinas Einfluss auf den Rest des Kontinents erheblich verstärkt.
Während des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit, das vom 4. bis 6. September 2024 in Peking stattfand, unterzeichnete Dschibuti bilaterale Abkommen mit China in allen Bereichen, vom Handel bis zur Luft- und Raumfahrt.
Die USA zahlen 60 Millionen USD pro Jahr für ihren Militärstützpunkt in Dschibuti, und andere europäische Mächte zahlen ähnliche Summen. China hat jedoch die Führung bei der Bereitstellung von Infrastruktur und Investitionen übernommen und damit das Machtgleichgewicht in Dschibuti erheblich verändert.
Bislang hat die Präsenz und das Engagement Chinas Dschibuti nur Vorteile gebracht. Es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis China die Rückzahlung des gigantischen Kredits fordert. Sollte dies geschehen, könnte China immer größere Zugeständnisse in einem für den Welthandel und das globale Kräftegleichgewicht kritischen Bereich erhalten.